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webIMG 2426   webIMG 2423  Stefan Horvath, Mensch, Europäer, Österreicher, Burgenländer, Roma, war im Rahmen des bundesweiten Projekts zum Jubiläum 100 Jahre Republik zu Gast an der Zweisprachigen Neuen Mittelschule Großwarasdorf. Die folgenden Zeilen versuchen die gemeinsame Zeit mit Herrn Horvath belebend zu schildern:
Der gebürtige Oberwarter, der sich selber als Mann im „jugendlichen Alter von 69“ bezeichnet, wartet bereits überpünktlich („ich bin immer überpünktlich“) in der Aula der Schule. Wir, die Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal begrüßen ihn mit einer eigens einstudierten musikalischen Begrüßung in burgenlandkroatischer Tradition. „Das ist das erste Mal, dass ich musikalisch begrüßt werde“, bedankt sich unser Gast sichtlich gerührt. Dann beginnt Stefan Horvath zu erzählen: Zuerst berichtet er von seiner Kindheit und Jugend in der zweiten Roma-Siedlung in Oberwart, von den alltäglichen Schwierigkeiten in Zeiten der Diskriminierung auf vielen gesellschaftlichen Ebenen und seiner erfolgreichen Schullaufbahn. Dabei vermittelt er uns die Wichtigkeit von Schule und Lernen für unser Leben, und erzählt auch von seinen Lehrerinnen und Lehrern, ohne deren Förderung er es wohl noch schwerer als sonst zum Polier und Betriebsrat geschafft hätte. „Du lernst nicht für die Eltern, Lehrer und Lehrerinnen, sondern nur für dich“, wiederholte unser Gast immer wieder. Zwischendurch erzählte er uns einige seiner Gedichte, die er natürlich auswendig kennt und warum er überhaupt Schriftsteller wurde. „Im Jahr 1995 wurden mein Sohn und drei weitere Angehörige der Volksgruppe der Roma bei einem Bombenattentat in unserer Siedlung getötet!“ Dieses rassistisch motivierte Attentat veränderte sein Leben, wie Herr Horvath sagt „radikal“. Er berichtet, dass er sich seit diesem Zeitpunkt mit der Geschichte seiner Volksgruppe intensiv beschäftigt und ihre Geschichte und seine persönlichen Erlebnisse in bis jetzt drei literarischen Werken niedergeschrieben hat. Eindrucksvoll lauschen wir seinen Worten, die uns „unter die Haut“ gehen und uns besinnen auf die wichtigsten Dinge des Lebens. Besonders die letzten Sätze Stefan Horvaths prägen sich uns ein: „Ich habe dem Attentäter verziehen, indem ich mir verziehen habe, denn Hass löscht alle guten Gedanken, und so will ich nicht leben.“
Dass Herr Horvath trotz der schwierigen Lebensumstände eine so positive Lebenseinstellung ausstrahlt, hat alle Beteiligten sehr beeindruckt.